|
|
|
|
Sitzengelassen
Im Stadtpark, tief im Karpfenteich klagt Karpfenfrau Marianne dem ganzen Unterwasserreich vom ungetreuen Manne.
Ihr Liebster war ein toller Hecht mit kräftig schönen Flossen. An ihm schien keine Schuppe schlecht,
sie war in ihn verschossen.
Doch plötzlich kam aus Schilf und Tang das Flunderweib Isolde. Sie war wie stets auf Männerfang,
sie wusste, was sie wollte.
Nun sitzt Marianne in dem Teich, sie fühlt sich schwer und bleiern, alleine mit dem ganzen Laich.
Mit drei Millionen Eiern...!!!
|
|
|
|
|
|
|
Das Gürteltier
Im heißen Sand der Pampa steht ein Hügel der Termiten, der Wind, der um das Bauwerk weht,
ist lau in den Gebieten.
Davor sitzt stumm ein Gürteltier, der Ferdinand, auf Lauer, seit Tagen wartet er schon hier
auf einen der Erbauer.
Der arme, arme Ferdinand hat lang nichts mehr gefressen, er hat nur hier im Wüstensand ganz blöd herumgesessen.
Denn kein Insekt verläßt den Bau, sie harren drin in Scharen, die Tierchen sind wohl ziemlich schlau,
sie wittern die Gefahren.
Der Ferdinand, bei dem Verdruß, mag warten nicht mehr länger. Er schnallt den Gürtel, weil er muß,
sich halt ein wenig enger...
|
|
|
|
|
Das Chamäleon
Karl-Friedrich, das Chamäleon, sieht man im Baume weinen. Er weint um seinen kleinen Sohn, er hatte nur den einen.
Der Bub` war lebhaft, war gelind Hans Dampf in allen Gassen, war übermütig stets als Kind,
er konnte es nicht lassen.
Wie oft tat Vater ihn zur Stund` zur Disziplin ermahnen: „Mein Söhnchen, treib es nicht zu bunt !“,
als konnte er es ahnen...
Mal war das Söhnchen himmelblau und saß im grünen Grase, dann lief er wie zur Modenschau
im Gras mit roter Nase.
Er liebte jedes Farbenspiel, ob Sommer oder Winter, den Leichtsinn sah ein Krokodil.
Ja, ja, so sind die Kinder...
|
|
|
|
|
|
|
Die Blattlaus
Die brave Blattlaus Kunigund` nahm überall im Lande ein Blatt sich vor den Läusemund, sie war von edlem Stande.
Doch plötzlich warf ein starker Wind die Kunigund` vom Blatte, sie fiel von ihrem Ast geschwind,
den sie noch kürzlich hatte.
Von nun an ward die kleine Laus zum Grobian und Flegel, sie nahm sich jede Frechheit raus
und ward zum Läuse - Ekel.
Bei manchen Menschen, grob und platt, zum Glück ja nicht bei allen, scheint es, als wären sie vom Blatt
wie Kunigund` gefallen...
|
|
|
|
|
|
|
|
Die Fledermaus
Karl-Friedrich zieht es Nacht für Nacht in dunkle, weite Ferne, wo er, wenn er die Runde macht,
stets meidet die Laterne.
Er fliegt dann in die Nacht hinaus, auch wenn die andern schnattern, als ganzer Kerl, als Fledermaus,
da muß er nächtlings flattern.
So führt der Kerl bei diesem Drang ein flatterhaftes Leben, so daß am Tag, schon jahrelang,
er einfach durchhängt eben...
|
|
|
|
|
|
|
Der Wackel - Dackel
Jeden Tag, auch Feiertage, fahren wir durch unsre Stadt, ich sitz` in der Hutablage, die ein großes Fenster hat.
Vorn sitzt Herrchen mit der Brille, auf dem Kopf ein Lederhut, pfeift ein Liedchen in die Stille,
Herrchen lenkt das Auto gut.
Fahren wir durch unsre Straßen, schau ich mir die Gegend an, wobei mich dort gleichermaßen
jeder auch gut sehen kann.
Braust mein Herrchen durch die Dellen, über Schwellen, durch ein Loch, nicke ich in diesen Fällen
mit dem Kopf weit sichtbar noch.
Fährt er über Schienenstränge einer Straßen - Eisenbahn, wackelt wild mein Kopfgehänge
anerkennend und spontan.
Rast er auf den Pflastersteinen, den Motor wild aufgedreht, kribbelt es in meinen Beinen,
weil mein Kopf nicht stille steht.
Allerliebst sind Bordsteinkanten, abgerundet, hoch und schwer, wo, wenn wir an diesen landen,
ich dann springe hin und her.
Gestern konnt` ich mich erquicken, da fuhr Herrchen mal ganz flott, ich tat einmal kräftig nicken,
und da war das Auto Schrott.
Jetzt ist aus mit dem Gewackel, Herrchen ist für Wochen krank und ich armer Wackel - Dackel
sitz` still auf dem Küchenschrank.
Wenn des Herrchens Wohlbefinden wieder besser wird zur Stund`, sitz` ich wieder bei ihm hinten,
ich - sein treuer Wackelhund...
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Der Nasenbär
Der Nasenbär Karl - Friederich hat einen Riesenzinken, der ist sehr groß, fast widerlich
und hinderlich beim Trinken.
Säuft er mit seinem kleinen Mund das Wasser aus den Teichen, dann stößt die Nase auf den Grund
und wühlt im Schlamm, dem weichen.
Und wenn sie fest im Schlamme steckt, Karl - Friederich muß niesen, da wird das Wasser so verdreckt,
er kann es nicht genießen.
Im Nu ist alles aufgewühlt, die Frösche sind benommen. Sie quaken leis, weil jeder fühlt:
Karl - Friedrich ist gekommen !
Jetzt sieht man wieder klar im Teich schon seit geraumen Tagen und alle Frösche, segensreich,
die hört man wieder quaken.
Kein Frosch hegt jetzt noch einen Groll, kein Schlamm tropft mehr vom Rüssel. Karl - Friedrich hat die Nase voll,
er säuft jetzt aus der Schüssel !
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Alte Kameraden
Ein alter müder Droschken-Gaul zieht traurig durch die Lande, im Leid beklagt sein Pferdemaul
die Schmach und auch die Schande:
Als Gaul zog er jahraus, jahrein, im Zweigespann den Wagen, jetzt zieht er ihn noch ganz allein,
sein Freund ist fort, seit Tagen.
Vor einer Stunde ward dem Pferd das Pferdeherz gebrochen, denn da hat es, ganz leidbeschwert,
den Freund ganz nah gerochen.
Vom Gasthof drüben kam nicht weit ein Duft fein aus der Küche, den kannte er aus alter Zeit,
vertraute Freund - Gerüche.
Es roch wohl ganz unzweifelhaft nach seinem Kameraden, der ihn von dort im eigenen Saft
nun grüßt als Sauerbraten.
Vergang`ne Woche trabte er mit ihm noch eine Runde, dann schlug dem Freund, ganz folgenschwer,
die allerletzte Stunde.
Im Schmerz hielt unser Klepper an, er schüttelte die Mähne, ganz leise ihm vom Auge rann vor Kummer eine Träne.
Der Kutscher knallt die Peitsche laut, der Tag ist voller Trauer, dem einen ward` der Tag versaut,
der andere war - sauer.
|
|
|
|
|
|
weiter zu TIERISCH 2
|
|
|