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Ostern
Am Wiesenhain, im grünen Grase, sitzt nachdenklich ein alter Hase. Heut' muß er wieder Eier färben,
will er den Menschen nicht verderben das langersehnte Osterfest, das nicht mehr auf sich warten läßt. Kaum hat er nun ein Ei bemalt, denkt er, es macht sich wohl bezahlt,
wenn er das Ei sogleich verstecke, dort hinter jener Weißdornhecke. Das nächste dann, so ist es Brauch, versteckt er bei dem Holderstrauch, das dritte dann, ganz husch, husch, husch,
liegt wohl verdeckt am Fliederbusch. Das vierte, fünfte und so fort, ein jedes liegt am andern Ort...
Dann denkt er sich, daß es nicht schicklich und grad für Kinder nicht erquicklich, zu finden nur ein Ei im Nest,
an eben diesem Osterfest. Ist heut' ein Kind auf Ei erpicht, da sind zwei Stück zumindest Pflicht! Und so beginnt mit leisem Fluchen der Has' die Nester aufzusuchen,
die er zuvor geschickt versteckt, und die nun alle wohl verdeckt. Doch ach, oh weh, er findet nur ein einziges in weiter Flur. Die andern bleiben unterdessen
in Busch und Sträuchern ganz vergessen.
Am Wiesenhain, im grünen Grase, sitzt nachdenklich ein alter Hase, was wohl beweist, so wie es ist:
Auch alte Hasen machen Mist!!
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Feine Nasen
Auf einem Feld mit lauter Stoppeln, da sah man einen Hasen hoppeln, sein Blick war trüb, es war ein junger,
die Ohren schlapp, er hatte Hunger. Da sprang mit übergroßem Satze ihm vor die Läufe eine Katze, der knurrte ebenfalls seit Tagen erbarmungslos der leere Magen.
Die beiden gingen nun zusammen, bis daß sie an ein Wirtshaus kamen. Und wie sie an das Tor geraten, stand groß in Lettern "Hasenbraten", und irgendwie kam aus der Kammer
ein Duft der Marke "Katzenjammer". Nun haben Katzen und auch Hasen, man sagt, geübte, feine Nasen, drum sprang mit übergroßem Satze in Furcht von dannen, nur die - Katze !
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Osterspaziergang
(frei nach J.W.v.Goethe)
Vom Eise sind Strom und Bäche befreit, es wird langsam Frühling, es ist höchste Zeit,
der Hoffnung Glück, es grünet im Tal, noch sind ringsherum all` die Bäume ganz kahl, der Winter, er lieget in den letzten Zügen, ob er will oder nicht, er muß sich doch fügen,
und ohnmächtig schauderts dem rauhen Gesell`, wenn er sieht, wie die Blümlein erwachen, so schnell. Der Vogel, die Katze, der Mensch und der Hund, sie freuen sich wieder, denn alles wird bunt,
und überall treibt es, es sprießt und es wimmelt, von ferne ein Glöcklein im Kirchturm leis` bimmelt. Es sonnt sich der Mensch mit Demut im Licht,
vergessen sind Rheuma, sind Asthma und Gicht, aus niedriger Häuser dumpfem Gemach, aus Kellern und Böden, aus Giebeln und Dach, ergießt sich befreiend ein Menschengetümmel,
in Gottes Natur, unter strahlendem Himmel, durchziehet in Scharen das grünende Land, bewehrt und bepackt mit Verpflegungsproviant. An Wegen und Plätzen der menschlichen Bahn,
da blinken uns schillernde Bierdosen an, sie zeugen vom Durst und vom leiblichen Wohl, nebst Tüten aus Plastik, Papier aus Staniol. Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
hier war der Mensch zur Erholung, der Lümmel. Zufrieden, da jauchzet nun groß und auch klein, hier bin ich Mensch, hier war ich Schw...
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Klagelied einer Henne
Ich armes, armes Legehuhn, ich schufte nur und hab` zu tun, daß bei Gegacker und Gebrüll
ich täglich meine Norm erfüll.
Ich sitze nur im Hühnerstall mit all den and`ren Hühnern all, ich komme kaum noch aus dem Nest,
nur wegen diesem Osterfest.
Ich stöhne, drücke, und ich schnauf`, ich reiße mir den Hintern auf, und kaum, daß man ein Ei erschaut,
wird`s unterm Hintern weggeklaut.
Wie gut hat`s da der Mümmelmann, der Kerl, der strengt sich gar nicht an, er nimmt ein Töpfchen Farbtinktur
und pinselt meine Eier nur.
Das Farbgekleckse bringt am End`, daß jeder diesen Stümper kennt, und, daß von diesem Pinsel-Wicht
in Ehrfurcht man zu Ostern spricht.
Das einzig Gute, was der kann, er schafft sich ständig Nachwuchs an, wo unsereins, wenn das geschieht,
den Hahn den ganzen Tag nicht sieht.
Kein Hahn, der mich mit Lust verführt, die Kinder, die sind angeschmiert, und ich, ich sitze blöd im Nest.
Verflucht sei dieses Osterfest !
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Emil, der Eiermann
Der Emil hat ein Hühnerhaus an einem kleinen Weiher, der Emil, ja, der kennt sich aus, er ißt sehr gerne Eier.
Zu Ostern gibt es viel zu tun, da muß sich Emil regen, da füttert er ein jedes Huhn,
damit die Hühner legen.
Er füttert sie mit grünem Gras, auch Körner aus den Säcken, damit der gute Osterhas' kann Eier viel verstecken.
Seit gestern aber, oh fürwahr, da ist das Dorf betroffen, da ist die ganze Hühnerschar, auf Emils Hof besoffen.
Der Kerl gibt seinem Federvieh von selbstgebrannten Weinen, ein Fusel zwar, doch haut das sie
von ihren Hühnerbeinen.
Denn Emil weiß, daß jedes Huhn, infolge von dem Fusel, ein Kognak-Ei legt darauf nun.
Mensch, hat der Kerl ein` Dusel !
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Der arme Schlucker
Der Osterhase Mümmelmann, der ist nicht zu beneiden, denn was man heut` erblicken kann, das gab`s zu keinen Zeiten.
Er trägt den Korb aus Weidgeflecht zwar fest auf seinem Rücken, doch sieht man das bestimmt mit Recht
hier nicht mit viel Entzücken.
Denn Mümmelmann hat Schluckauf heut`, der arme Kerl muß hicksen, so daß die Eier, oh ihr Leut`,
im Korbe alle knicksen.
Der Osterkorb, er ruckt und zuckt, die Ostereier fliegen, so daß, wenn Mümmel heftig schluckt,
die Eier Knicke kriegen.
Es wird wohl bei der Schluckerei zu Ostern Rührei geben, denn alle Eier sind entzwei, nun ja, so ist das Leben.
Der Osterhase Mümmelmann hat Rührei in der Kiepe, und wie man noch erwarten kann, bekommt er dafür Hiebe !
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Ach, du dickes Ei
Der Osterhase Kunibert, der hat sich jüngst, wie man gehört, vom Zoo ganz unverhohlen ein Straußenei gestohlen.
Dann hat er dieses angemalt und mit dem Ei herumgeprahlt, auf daß zum Osterfeste er sei der Hasen-Beste.
Doch kam man diesem Eierdieb viel schneller noch, als ihm da lieb, in Kürze unter'm Striche
ganz schnell auf seine Schliche.
Die Straußenmutter hatte Glück, das Ei kam in den Zoo zurück, nur war das Ei mitunter
an sich jetzt sehr viel bunter.
Der Osterhasen-Eier-Rat hat Kunibert nach dieser Tat, weil er die Welt betrogen, die Löffel langgezogen.
Ein jedermann, der ihn nun sieht, weiß, daß dem Lümmel recht geschieht und rügt den frechen Lauser,
den Straußeneiermauser !!
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Ostern im Harem
Hörst du die Eunuchen fluchen, wie sie winden sich im Leid, wenn sie ihre Eier suchen jedes Jahr zur Osterzeit ?
Siehst du auch die Haremsdamen, die zu diesem Osterfest heute in den Harem kamen, wo sich trefflich Suchen läßt ?
Riechst du jenen Duft der Frauen, wenn sie voller Leidenschaft alle nach Abdullah schauen,
der dort strotzt vor Manneskraft ?
Alle wollen zu Abdullah, der brav in der Ecke sitzt, der als Wächter und als Mullah
heimlich lächelt, ganz verschmitzt.
Weißt du denn, daß dieser Wächter niemals ein Eunuche war ? Daß der Kerl ein regelrechter
Strolch, der unberechenbar ?
Weißt du, daß Abdullah immer singt am Tage im Falsett, und, daß nachts die Frauenzimmer
liegen froh in seinem Bett ?
Weißt du, daß man diesen Mufti gar erwischt hat heute Nacht ? Nun hat endlich auch der Schuft die
Sorgen, die ihm zugedacht.
Siehst du jetzt Abdullah klagen ? Seine Zeiten sind vorbei! Auch die Haremsdamen tragen
diesen Schmerz mit Wehgeschrei !
Hörst du die Eunuchen fluchen ? Siehst du ihre Höllenpein ? Nächstes Jahr zum Eiersuchen wird man noch viel lauter schrei`n !!
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