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"RABE" II

Bad Liebensteiner Ralf Böhme ist seit 25 Jahren Karikaturist. Rabenschwarzer Humor bekommt Flügel...

Ralf Böhme mit Bleistift, Feder und Tusche bei der Arbeit. - FOTO: Heiko Matz

VON ILGA GÄBLER für die Tageszeitung “ Freies Wort ”

BAD LIEBENSTEIN – Sie steht in einem kleinen Büro „Am Hölzchen“ in Bad Liebenstein – die Wiege des rabenschwarzen Humors. Und ein vorwitziger Rabe mit großem Schnabel trägt ihn Tag für Tag davon auf seinen Flügeln in die Zeitungs- und Zeitschriftenlandschaft. Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert ist dieser lustige gefiederte Geselle das Markenzeichen des Karikaturisten Ralf Böhme – kurz „Rabe“ genannt. Damals, vor 25 Jahren, veröffentlichte der heute 46-jährige Bad Liebensteiner seine erste Karikatur auf der Humorseite von Freies Wort.

Und seither präsentierte er den Lesern seinen „Tipp der Woche“ zum Schmunzeln. Später erschienen Rabe-Karikaturen regelmäßig in der Wochenendbeilage. Aus einem der vielen Hefter, die im Regal an der Bürowand stehen, kramt er sein Erstlingswerk hervor. Er hat alle Zeichnungen aufgehoben – von manchen existieren nur noch die Kopien. Gezählt hat sie Ralf Böhme nicht. „Aber es dürften etwa 18.000 sein“,schätzt er. Zwischen Pappdeckeln ist Rabes Humor konserviert.

Scherz beiseite. Figuren mit der markanten Knollennase und den typischen Spiegeleieraugen aufs Zeichenblatt zu bringen, ist für Böhmeeine ernste Sache. Wenn Frau und Sohn morgens aus dem Haus sind,
beginnt für ihn der Berufsalltag – am Schreibtisch. Einsam ist’s im Arbeitszimmer. Nur „Lieselotte“, die weiße Katze mit den Tigerstreifen, hat es sich im Sessel bequem gemacht. Sie streckt sich genüsslich. Im Fensterbrett stehen Kakteen. Böhme liebt sie. Etwa, weil sie so stachlig sind? „Mag sein“, antwortet er und schaut lächelnd über den Brillenrand.

Böhme zeichnet nach vorgegebenen Themen aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik. Doch der Mann mit der Schwäche für die Schwächen anderer findet auch seine eigenen Stoffe – beim Einkaufen, im Gespräch auf der Straße, beim Gang zum Bäcker. So lässt er das Brot mit dem Gabelstapler transportieren. Warum? Wegen der Ballaststoffe. Drei Karikaturen am Tag bringt er – immer noch auf althergebrachte Weise mit Bleistift, Feder und Tusche – flott aufs Papier. „Ich arbeite lieber unter Zeitdruck“, sagt er.

Dass er dies einmal als Karikaturist tun würde, hätte er sich als Kind nicht träumen lassen. Als Steppke begeisterten ihn die lustigen Zeichnungen in den „Mosaik“-Heften. „Besonders die Digedags hatte ich ins Herz geschlossen“, erinnert er sich an die Kindertage im vogtländischen Plauen. „Ich erfand bald meine eigenen Figuren“, erzählt er. Doch die lernten nicht nur an der Schul-Wandzeitung laufen, sondern zum Verdruss der Lehrer auch in Büchern und Heften.

Während der Lehrzeit als Werbegestalter entstanden die ersten Karikaturen. „Als ich nach Bad Liebenstein zog, kam ich mit fertigen Arbeiten und einem Haufen Ideen im Gepäck“, schildert Böhme seinen Einstand als Werbegestalter bei der damaligen Bad Salzunger Konsumgenossenschaft. Bald schon waren seine Zeichnungen im „Bauern-Echo“, in der „Wochenpost“, „Für Dich“ oder im „Eulenspiegel“ zu finden. „Eine Karikatur im ,Eulenspiegel’ unterzubringen, das war schon etwas Besonderes“, schaut Rabe zurück. Und er freut sich noch heute darüber, dass seine Arbeiten neben denen von Manfred Bofinger,Heinz Jankowsky oder Harald Kretzschmar platziert waren. Einige Male gab es in der bekanntesten Satire-Zeitung der DDR eine ganze Rabe-Seite. Aus seinem Archiv holt Böhme die betreffenden leicht angegilbten „Eulenspiegel“-Ausgaben hervor. Sie sind noch mit Streifband versehen – als wären sie erst jetzt mit der Post gekommen.

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