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Ahnenforschung
Im hohen Norden, tief im Eis, dort wo die Kälte klirrt, da lebt ein Eisbär, wie man weiß, schon ewig unbeirrt.
Der alte Bär hat einen Sohn, ein Söhnchen zart und klein, sie leben viele Jahre schon im Eismeer dort allein.
"Sag, Papa, war mein Opa auch ein Eisbär, so wie ich ?" "Mein Sohn, das ist ein alter Brauch,
denn dieser zeugte mich".
"Und war denn auch mein Uropa ein Eisbär so wie du ?" "Natürlich, Sohn, auch dieser da,
gehörte schon dazu".
"Die Mama, ich, und alle schon, wir waren immer Bär, seit eh und je, seit Gen`ration,
ich schwör`s, bei meiner Ehr`."
"Oh Papa, nein, das glaub` ich dir auf keinen Fall zur Stund`, weil ich zu lange nämlich hier
schon friere wie ein Hund !"
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Krötenwanderung
Ach was muß ich mich doch schinden, nur um diesen Platz zu finden, wo vor Jahren ich als Laich
kam zur Welt in einem Teich.
Muß vor Feinden mich erwehren, muß die Straße überqueren, oh, verflucht, was muß ich schau'n:
Vor mir ist ein Krötenzaun!
Wer von diesen Bösewichten, tat denn hier ein' Zaun errichten? Muß hinüber, und zwar bald,
muß hinaus auf den Asphalt.
Ach, ich werd` kein Glück hier haben, jetzt lieg` ich im tiefen Graben. Wie komm' ich hier raus, oh weh,
und hinüber an den See?
Langsam mache ich mir Sorgen, nun ist schon der helle Morgen, und ich liege immer noch
in dem Graben, tief im Loch.
Doch zum Glück, nach all` den Stunden, hat ein Mensch mich jetzt gefunden, trägt mich nach der langen Mär
hin zum Teich, wo ich gebär'.
Endlich ist das Werk vollendet, nun mein Weg sich wieder wendet, jetzt schnell fort von diesem Fleck
und zurück die weite Streck'.
Tief im Wasser schwimmt die Blase, vor mir liegt die breite Straße. Da, ein Auto, nicht sehr weit !
Oh, mein Gott, jetzt bin ich breiiiiii...t !
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Der Warzenfrosch
Einst hat ein alter Warzenfrosch ein Warzenfleck auf seiner Gosch. Das brachte ihn in Nöten
bei allen and'ren Kröten.
Denn dieser üble Warzenfleck, der ging und ging einfach nicht weg, war hinderlich beim Küssen.
Ach, könnte er ihn missen.
Selbst wenn er Unken in der Nacht mit Charme um den Verstand gebracht, dann gingen diese Kröten
am Tag ihm wieder flöten.
Da traf er endlich eine Frau, die nahm's mit Schönheit nicht genau. Bei dieser alten Unke,
da sprang sofort der Funke.
Sie fand die Warze herrlich schön, was Schön'res hat' sie nie geseh'n. Die Unke war halbblind,
verwitwet und mit Kind.
Es zeigt uns hier, wie es auch sei, der Fall am Ende zweierlei: "Ein Jeder faß' das Glück am Schopf",
und "Jeder Deckel find' sein Topf".
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Alle meine Entchen
Herr Erpel schaut verwunderlich besorgt auf seine Küken, die allesamt verändern sich. Das mindert sein Entzücken.
Die Kleinen watscheln froh umher, da gleichen sie der Mutter. Doch gibt es da wohl ein Malheur:
Sie steh'n zu gut im Futter.
Und wenn man sie bei Licht besieht, und auch mal etwas enger, da gibt es einen Unterschied: Die Hälse werden länger!
Herr Erpel schmollt:"Ich hab's geahnt ! Das war der alte Schwan ! Mir hat schon lange was geschwant.
Das rächt mein Freund, der Hahn !
Der Hahn springt auf die Schwänin gleich, besorgt es ihr ganz munter ! Und wenn die Brut dann auf dem Teich,
dann geht sie klanglos unter!"
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Der Tausendfüßler
Der Tausendfüßler Adelbert, der lief bisher ganz unbeschwert mit seinen tausend Füßen durch Felder, Wald und Wiesen.
Doch gestern kam, durch Füße all', er auf der Wiese jäh zu Fall. Er kam bei forschem Schritte
ganz plötzlich aus dem Tritte.
Schuld war der Fuß sechshundertzwei, der trat dem Fuß sechshundertdrei beim schnellen Vorwärtsschreiten
von hinten in die Seiten.
Die Folge dieser Latscherei: Ein jeder Fuß der rechten Reih', im Gegensatz zur linken,
der mußte plötzlich hinken.
Die linke Reihe lief zu schnell, die rechte Reih` trat auf der Stell', so daß der Kerl im Grase
nun fiel auf seine Nase.
Als Adelbert nun unbeirrt die tausend Füße brav entwirrt, da sah man diesen Knaben vergnüglich weitertraben.
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Tierisch schlecht drauf
Es weiß kein Mensch, wie es so geht, wenn Igelchen der Stachel steht, und ob sich nicht der kleine Wicht
beim Igelmachen furchtbar sticht.
Auch weiß man nicht, ob es gelingt, wenn so ein Stinktier dabei stinkt, und ob ihm nicht ganz übel wird,
weil der Gestank die Lust verwirrt.
Das Faultier, es ist viel zu faul, es sperrt nur immer auf das Maul, wenn sich sein Weib nach Liebe sehnt,
da schläft es lieber, wie man wähnt.
Der Maulwurf kommt in seinem Loch mit seinem Hintern gar nicht hoch, weil dort in diesem engen Gang
beschränkt wird jeder Liebesdrang.
Seit neustem ist Herr Nachtigall nun auch ein hoffnungsloser Fall, von Liebe ist da keine Spur,
man hört ihn deshalb trapsen nur.
Die Liebe ist, man sieht es hier, ganz arg gestört bei manchem Tier, so daß man wohl heut` nie erfährt,
wie sich da so ein Vieh vermehrt.
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