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(Cartoon “RABE” )
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Brillensuche
Ein Mensch bemerkt in trauter Stille: Er hat verlegt die teure Brille und dass, egal wie er sich schindet,
dieselbe er im Haus nicht findet. Der Mensch kauft darum widerwillig sich ein Modell der Marke „Billig“, wohl hoffend, dass in dem Verlauf die teure taucht bald wieder auf.
Zu allem Pech und Übermaß verlor er auch das Billigglas, so dass der Mensch nach alter Sitte sich hierauf kauft nun eine dritte Sehhilfe für sein Augenlicht,
erneut spottbillig, einfach, schlicht. Nachdem auch diese kam abhanden und viele nach ihr noch verschwanden ( trotz aller Sorgfalt, die vergebens ), da hatte er im Lauf des Lebens
klammheimlich und so ganz im Stillen, verschlampt fast hundert Billigbrillen. Der Mensch, es war schon sehr verstrickt, hat niemals richtig durchgeblickt…
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Urlaub auf dem Lande
Ein Mensch, der sich, was man gehört, am Straßenlärm der Stadt gestört, fasst den Entschluss, jäh kurzerhand, zu
fahren fort - hinaus auf`s Land. Nachdem der Mensch, dort wohl versteckt, um fünf Uhr früh vom Hahn geweckt, zudem lauthals die Schafe blöken und Schweine grunzen an den Trögen,
die Enten schnattern in der Frühe, im Kuhstall melden sich die Kühe nebst einer Schar von hundert Ziegen und um sein Bett die Schnaken fliegen, fährt unser Mensch, nach kurzer Pause,
drauf schnurstracks wieder rasch nach Hause. Wie lieblich doch klingt in den Ohren der Lärm der Straße, der Motoren...
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( aus “SCHWAMM DRÜBER”, 2008 )
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U(h)rige Liebe
Der große Zeiger meiner Uhr hat niemals Zeit zum Weilen. Das liegt in seiner Frohnatur, man sieht ihn alsfort eilen.
Er saust rund um das Zifferblatt, nur um auf leisen Sohlen den kleinen, der`s nicht eilig hat, von hinten einzuholen.
Und hat er ihn gestellt im Kreis
nach einer vollen Stunde, dann küssen sie sich innig, heiß. Auf geht`s zur nächsten Runde!
So geht das Rennen Jahr um Jahr, sie bleiben niemals stehen. Die beiden sind ein Liebespaar,
die sich im Kreise drehen.
Wenn ihr die beiden küssen seht, dann ist das keine Sünde. Und dass die Zeit so schnell vergeht, es sind wohl diese Gründe...
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( aus “SO ISSES” )
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Der Bergsteiger
Ein Mensch, der, wenn ich richtig lieg`, schon jeden Berg der Welt bestieg, ist letztlich nur, was schon erheitert,
an seinem Schuldenberg gescheitert. Der Mensch, gebremst durch diesen Zügel, erklimmt jetzt nur noch sanfte Hügel...
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( aus “SCHWAMM DRÜBER”, 2008 )
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Raucherschicksal
Ein Mensch raucht täglich - wie in Ketten - knapp vierundsechzig Zigaretten, bis, als die letzte ausgeklommen,
das Leben ward ihm jäh genommen. Jetzt raucht der Mensch nach kurzer Messe im Krematorium - aus der Esse...
( aus “ SCHLUSS MIT LUSTIG” 2000 )
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So ein Pech
Sollte ich es recht besehen, hatte ich in meinen Ehen viermal schon genau Pech mit einer Frau. Meine Erste, ungelogen,
die ist wieder ausgezogen. Als ich pleite war, machte sie sich rar.
Meine Zweite ließ sich pflegen, hat nur auf der Couch gelegen.
Ging von ganz allein, war sich wohl zu fein.
Meine Dritte - kein Gewissen, hab ich wütend rausgeschmissen. Lag, was gar nicht nett, mit dem Freund im Bett.
Jetzt, die Vierte, meine Letzte, eine Derbe, Untersetzte, schimpft und meckert bloß. Die krieg ich nicht los...!
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( aus “HASTE TÖNE!” )
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Gliederschmerzen
Ein Mensch, dem jählings hin und wieder am Morgen schmerzen alle Glieder, beschließt nach qualvoll schlimmen Tagen
dem Schmerz den Kampf jetzt anzusagen und seine müden Muskelzellen dem Doktor einmal vorzustellen. Als unser Mensch drauf mehrmals stündlich vom Doktor untersucht ward gründlich
und dieser dann, trotz Röntgenplatte, das Übel nicht gefunden hatte, war auch der Arzt, oh welche Pein, am Ende jetzt mit dem Latein. Der Mensch, mit Blick auf Krankenblätter,
glaubt dem Befund: „Ursache: Wetter !“.
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( aus “SCHWAMM DRÜBER”, 2008 )
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Lapplandlappen
Im hohen Norden liegt ein Land, das vielen Menschen unbekannt, da leben neben Finnen auch Lappen und Lappinnen.
Der Lappen gibt es nicht so viel, das Leben dort - kein Kinderspiel. Man trifft nur selten welche, viel seltener als Elche.
Im Sommer scheint um Mitternacht die Sonne noch, was lustlos macht,
so dass halt nur im Winter entstehen Lapplandkinder.
Kein Wunder, dass dort weit und breit herrscht eine große Einsamkeit. In weiten Landesteilen sieht man sie nur zuweilen.
Egal, wo man auch geht und steht, die Lappen sind ganz dünn gesät. In Worten, letztlich knappen: Es gibt nur wenig Lappen.
Ein Lappen hier, zwei Lappen dort, mal drei, mal vier an einem Ort.
Das Volk, von dem sie stammen, es läppert sich zusammen...
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( aus “HASTE TÖNE!” )
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